Netzwerke - mehr als die Summe ihrer Teile
Menschen, die Holz aus einem Wald gewinnen, Touristen, die große Felsformationen bestaunen, oder Fischer, die in einer Küstenlagune Krebse fangen: Dies sind Beispiele für Mensch-Natur-Beziehungen, auch sozial-ökologische Systeme genannt. Da die Welt immer enger zusammenwächst, werden viele dieser Wechselwirkungen immer komplexer. Die Auswirkungen des Klimawandels, der Ressourcenabbau und die Umweltverschmutzung stellen Herausforderungen für die Nachhaltigkeit vieler sozial-ökologischer Systeme dar. Das Verständnis der verschiedenen Arten und Weisen, wie Menschen mit der Natur umgehen und miteinander interagieren, hilft bei der Entwicklung von Managementstrategien und Maßnahmen zur Risikominderung.
In dieser Arbeit untersuchen wir, wie Sozial- und Naturwissenschaftler ein bestimmtes Instrument - die Netzwerkanalyse - eingesetzt haben, um sozial-ökologische Systeme zu erforschen und zu verstehen. Die Netzwerkanalyse ist die Untersuchung eines Systems, das als seine einzelnen Mitglieder dargestellt wird: Individuen oder Gruppen von Menschen, biologische Arten oder Ökosystemflecken. Das Netzwerk entsteht, wenn die Interaktionen zwischen diesen Einheiten identifiziert und veranschaulicht werden. Interaktionen können z.B. Zusammenarbeit, Austausch von Informationen oder Geld, Verkauf einer Ressource wie z.B. eines Fisches, aktive Bewegung von Tieren oder passiver Transport von Pollen sein. Viele Wissenschaftler verwenden Netzwerkstrukturen, um zu verstehen, wie Interaktionen die Systemdynamik und -prozesse beeinflussen, um Schlüsselakteure oder Schwachstellen zu identifizieren.
Die Netzwerkanalyse wurde in einer Vielzahl von Bereichen eingesetzt, obwohl - so scheint es - jeder Forscher sein eigenes Vokabular zur Beschreibung der verschiedenen Netzwerkteile verwendet. Die Verwendung einer konsistenten Sprache hilft jedoch bei der Kommunikation, beim Vergleich und bei der gemeinsamen Arbeit. Aus diesem Grund wollten wir die vorhandene Forschung danach systematisieren, wie die Autoren Netzwerke zur Beschreibung von Mensch-Natur-Interaktionen konzipiert haben. Wurden nur Menschen berücksichtigt, nur Teile des Ökosystems oder beides? Basierend auf dem Grad, in dem beide Bereiche (Gesellschaft und Natur) in die Analyse integriert sind, schlagen wir drei Kategorien sozial-ökologischer Netzwerke vor: Vom Typ I, Netzwerke, die nur einen Bereich (Gesellschaft oder Natur) betrachten, bis zum Typ III, der Akteure aus beiden Bereichen (Gesellschaft und Natur) und alle Interaktionen darin integriert. Unsere Ergebnisse zeigen, dass es viele verschiedene Möglichkeiten gibt, ein Netzwerk zu konstruieren, das ein sozial-ökologisches System beschreibt, dass aber die zunehmende Komplexität (Typ-III-Netzwerke) methodische Herausforderungen mit sich bringt. Die Auswahl des geeigneten Netzwerktyps sollte sich nach der Fragestellung richten. Unser Ziel war es, einen breiten Überblick zu geben, der dazu beitragen sollte, die Vor- und Nachteile der verschiedenen Möglichkeiten der Konzeptualisierung eines sozial-ökologischen Netzwerks zu diskutieren. So kann ein Forschungsteam, das ein sozial-ökologisches Netzwerk für sein spezielles Umfeld aufbauen möchte, auf unsere Erfahrungen zurückgreifen und sich im Dschungel der Terminologie und Konzepte orientieren.
Die Originalveröffentlichung:
Kluger LC, Gorris P, Kochalski S, Müller MS, Romagnoni G (2020). Die Erforschung von Mensch-Natur-Beziehungen durch eine Netzwerklinse: Eine systematische Übersicht. DOI Mensch und Natur: 10.1002/pan3.10136
https://besjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/pan3.10136
Einfachsprachige Zusammenfassungen in Deutsch finden Sie hier:
https://besjournals.onlinelibrary.wiley.com/action/downloadSupplement?doi=10.1002%2Fpan3.10136&file=pan310136-sup-0003-GermanSummary.pdf